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      Baby Kopfverformung

      Kopfverformung bei Babys vorbeugen

      Jeder fünfte gesunde Säugling fällt in Deutschland schon nach den ersten Lebenswochen durch einen deformierten Hinterkopf auf. Mediziner vermuten, dass der Grund für die Kopfverformungen eine zu häufige Rückenlage des Babys ist. Typisch für solche lagerungsbedingte Schädelverformungen ist ein platter oder einseitig schiefer Hinterkopf. Hier erfahrt ihr, welche Ursachen und Folgen eine Kopfverformung bei Babys haben kann, wie ihr einem Plattkopf vorbeugen könnt und ob eine Helmtherapie für euer Kind notwendig ist. Unser Ratgeber beantwortet folgende Fragen:

      Wie lange ist der Kopf bei Babys formbar?

      Das Köpfchen eines Babys ist von Natur aus weich und flexibel, damit es während der Geburt durch den schmalen Geburtskanal passt. Auch bleibt der Babykopf bis zum Ende des ersten Lebensjahres formbar, da das Gehirn ausreichend Platz zum Wachsen benötigt.

      Wie kommt es zu Kopfverformungen bei Babys?

      Sowohl die Lage des Kindes im Mutterleib als auch die Geburt können sich auf die Form des Schädels auswirken. Gerade wenn eine Saugglocke oder Geburtszange bei der Geburt zum Einsatz kommt, sind leichte Verformungen am Babykopf nicht ungewöhnlich, bilden sich aber nach wenigen Wochen zurück.

      Den größten Einfluss auf die langfristige Entwicklung der Kopfform hat jedoch die Lage des Säuglings im Alltag. Dass Säuglinge auf dem Rücken schlafen, wird seit den 1990ern medizinisch als Methode zur Vorbeugung des Plötzlichen Kindstods empfohlen. Die Rückenlage während des Babyschlafs kann jedoch eine lagebedingten Plagiocephalie begünstigen. Der dauerhafte Druck auf die immer gleiche Stelle führt zu einer einseitigen Abflachung oder zu einer symmetrischen Abflachung des gesamten Hinterkopfes. Oft sind erste Anzeichen einer lagebedingten Kopfverformung bereits ab der sechsten Lebenswoche zu erkennen.

      Fördert die Rückenlage einen Plattkopf?

      Die Rückenlage ist für Säuglinge im ersten Lebensjahr unverzichtbar, da es die Wahrscheinlichkeit des Plötzlichen Kindstods mindert. Sinnvoll ist es deshalb, im Alltag darauf zu achten, euer Baby im wachen Zustand möglichst viel auf den Bauch zu legen, und zwar von Geburt an. Wichtig ist, dass ihr es dabei immer im Auge habt.

      Liegt euer Kind auch in den Wachphasen auf der Kuscheldecke ausschließlich auf dem Rücken mit dem Gesicht nach oben, wird es viel in der Sitzschale getragen oder im Kinderwagen geschoben, belastet dies den Kopf immer an der gleichen Stelle. Damit steigt das Risiko, dass das Hinterköpfchen abflacht.

      Wie kann Kopfverformungen vorgebeugt werden? 5 Tipps gegen ein plattes Köpfchen

      1.  Achtet beim Schlaf eures Babys darauf, dass das Köpfchen mal auf der linken und beim nächsten Mal auf der rechten Seite liegt und nehmt es nach dem Aufwachen mal von rechts und mal von links auf. Das Interesse eures Kindes könnt ihr wecken, wenn ihr es seitenwechselnd ansprecht oder ihm ein Spielzeug zeigt.
      2. Neben der beaufsichtigten Bauchlage wird von Kinderärztinnen und -ärzten empfohlen, Babys auf dem Wickeltisch beim An- und Ausziehen abwechselnd über beide Seiten zu rollen und Rücken und Po in Seitenlage zu säubern. 
      3. Da euer Baby mit der Zeit genau beobachtet, was ihr macht, hilft es, wenn ihr die Wickelmaterialien auf beide Seiten des Tisches verteilt
      4.  Beim Tragen und Kuscheln sowie beim Füttern hilft es, nach der Hälfte der Mahlzeit die Seiten zu wechseln
      5. Auch ein Tragetuch kann die Entwicklung einer symmetrischen Kopfform unterstützen.

      Welche Folgen haben Kopfverformungen bei Babys?

      Hat sich der der Babykopf bereits auf einer Seite abgeflacht, bevorzugt euer Baby diese Seite leider automatisch. Je nach Ausprägung der Verformung kann sich dadurch z. B. die Ohrachse verschieben, was zu einer Störung des Gleichgewichtssinns führt. Dies wiederum erschwert eurem Kind die motorische Entwicklung.

      Wird eine Schädelasymmetrie nicht behandelt, kann es langfristig zu Schwierigkeiten in der kognitiven und sensomotorischen Entwicklung kommen. Auch Migräne sowie Wirbelsäulen-, Augen- und Kieferprobleme können auftreten.

      Welche Therapien helfen gegen einen verformten Kopf?

      Kinderärztinnen und -ärzte empfehlen nach entsprechender Diagnose in Absprache mit den Eltern drei Therapieformen: Physiotherapie, Osteopathie und manuelle Medizin. Führt keine dieser Therapien zum Erfolg, kann ab einem Alter von sechs bis sieben Monaten eine Helmtherapie sinnvoll sein. Je früher eine Asymmetrie des Kopfes bei Babys behandelt wird, desto leichter lässt sie sich korrigieren.



      Helmtherapie bei Säuglingen

      „Schon früh fiel uns auf, dass Henrieke in Rückenlage immer zu einer Seite schaute. Mit zehn Wochen war dann eine Verformung ihres Köpfchens nicht mehr zu übersehen. Die Kinderärztin empfahl uns lediglich, sie regelmäßig auf den Bauch zu legen und aktiv die andere Seite zu trainieren. Doch der gewünschte Effekt blieb aus. Ein Kinderorthopäde stellte dann zwei Monate später eine Blockade der Kopfgelenke fest und löste sie. Ab dann schlief Henrieke erstmals freiwillig mit dem Kopf zur anderen Seite. Leider war die Deformation zu diesem Zeitpunkt schon so weit fortgeschritten, dass wir eine Helmtherapie beginnen mussten.

      Henrieke hat der Helm im Alltag weder eingeschränkt noch gestört, und nach fünf Monaten hatte sich die Asymmetrie komplett aufgelöst. Hätten wir uns aber früher an den Orthopäden gewandt, wären uns wahrscheinlich die Therapie und die damit verbundenen Kosten erspart geblieben.“

      – Julia Zink und ihre Tochter Henrieke
      Mutter Julia Zink mit Baby Henrieke

      Experteninterview: „Es gibt nicht zu viel Bauchlage“ 


      Kinder- und Jugendarzt Jörg Hohendahl empfiehlt, Säuglinge in den Wachphasen möglichst viel auf den Bauch zu legen. Warum dies so förderlich ist und Babyschalen schaden können, erklärt der Experte im Interview.

      Eines von 50 bis 60 Babys unter sechs Monaten zeigt eine auffällige Kopfasymmetrie. Woran liegt das? 

      Die Ursache ist meist die falsch verstandene Empfehlung der Rückenlage. So richtig und wichtig diese beim Schlafen ist: Wenn das Baby wach ist, kann es nicht lange genug auf dem Bauch liegen. Diese Lage ist für seine motorische Entwicklung unersetzlich. Aus ihr heraus lernt es das Anheben des Kopfes, später zu robben, zu krabbeln und schließlich frei zu laufen. Es ist übrigens noch nie ein waches, beaufsichtigtes Kind in der Bauchlage erstickt. Die Fähigkeit, das Kinn anzuheben, abzustützen und langsam zur Seite zu rollen, hat ein gesunder Säugling ab der ersten Lebensminute. Es gibt nicht zu viel Bauchlage für ein waches Baby. Nur zu wenig.

      Viele Babys zeigen deutlich ihren Unmut, wenn sie auf dem Bauch liegen sollen. Was empfehlen Sie den Eltern?

      Das Problem ist dann meist, dass die Bauchlage nach der Geburt nicht genug geübt wurde. Deshalb fällt es dem Säugling nach ein paar Wochen viel schwerer, sich aufzurichten und die Bauchlage zu akzeptieren. Wenn er dann schreit, drehen die Eltern ihn oft zu schnell auf den Rücken. Liegen die Kinder dann nur noch so, kann das zu einer sichtbaren Deformation des Köpfchens führen.

      Warum drehen einige Säuglinge ihren Kopf nur zu einer Seite? 

      Gründe können z. B. unbehandelte Blockaden im Bereich der Wirbelsäule sein, die die Bewegung der Halswirbelsäule und deren Übergang zur Kopfbasis einschränken. Sowohl angeborene als auch später aufkommende Funktionsstörungen im Bereich der Kopfgelenke wachsen sich nicht aus. Deshalb ist es wichtig, sich früh Rat zu holen.

      Wie lassen sich solche Blockaden behandeln? 

      Wichtig ist, dass Neugeborene bereits in den ersten Tagen nach der Geburt internistisch, neurologisch, manuell-medizinisch und osteopathisch untersucht werden. Zeigen sich dabei z. B. Gelenkfunktionsstörungen, lassen sich diese mit Zustimmung der Eltern bereits behandeln. Insgesamt ist dies bei rund sieben Prozent der Neugeborenen empfehlenswert. Bei 80 bis 85 Prozent von ihnen reicht eine einmalige Behandlung aus. Bei schweren Gelenkfunktionsstörungen kann auch Physiotherapie notwendig sein. Es ist übrigens keine Behandlung notwendig, nur weil das Kind per Saugglocke geboren wurde und der Hinterkopf verformt ist. Wenn keine Hinweise für funktionelle Störungen vorliegen, sorgen die Selbstheilungskräfte des Körpers dafür, dass die Form sich wieder normalisiert.

      Für welche Kinder und ab welchem Alter ist eine Helmtherapie sinnvoll? 

      Eine Helmtherapie ist häufig die Folge, wenn das Kind nicht richtig auf mögliche Funktionsprobleme untersucht wurde. Zudem haben diese Kinder meist zu wenig in Bauchlage gelegen oder keine Physiotherapie bekommen. Eine Kopforthese bzw. Helmtherapie ist sinnvoll ab dem fünften bis sechsten Lebensmonat. Eine Helmtherapie dauert durchschnittlich drei Monate, höchstens ein halbes Jahr. Die Korrektur gelingt, indem scheinbar herausstehende Kopfstellen am weiteren Wachstum gehindert werden. Abgeflachte Stellen hingegen können weiter wachsen. Der Helm wird deshalb immer wieder neu an die sich verändernde Kopfform angepasst.

      Welche Tipps für den Alltag haben Sie? 

      Dazu gehört, die Babyschale nur für kurze Transporte zu nutzen. Denn diese schränkt die Bewegungsfreiheit ein und kann zu Verformungen am weichen Skelett führen. Bei langen Autofahrten sind regelmäßige Pausen wichtig, bei denen das Baby aus der Schale genommen werden sollte. Die Babyschale ist wie die Wippe zudem nicht geeignet zum Füttern oder Schlafen. Beim Shopping, bei Besuchen oder bei Ausflügen sollte das Kind im Kinderwagen liegen.

      Ideal in den Wachphasen zu Hause ist eine Spieldecke mit gerader Unterlage. Entwicklungsfördernd ist es, wenn die Eltern mit ihrem Baby häufig darauf in Bauchlage spielen. Sollte Eltern in den ersten zwei Monaten eine ungewöhnliche Kopfform ihres Kindes auffallen, sollten sie frühzeitig medizinischen Rat einholen. Sowohl bei der U3 als auch bei der U4 können solche Auffälligkeiten im Vorsorgeheft vermerkt werden. Außerdem empfehle ich Eltern, wenn sie unsicher sind, hartnäckig zu bleiben und sich ggf. an Spezialisten zu wenden.

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